Effizient und richtig gießen – die Grundlagen des Wässerns
Über Trockenheit und das richtige Gießen. In Teil 1 meiner Serie über Gartenbewässerung geht es um die Grundfragen.
Es waren einmal mitteleuropäische Gärten, die waren bepflanzt mit durstigen Pflanzen wie Phloxen und Hortensien und sie gediehen gar prächtig. Und sie wären glücklich bis zum Ende ihrer Tage, wenn sich nicht das Klima und Wetter geändert hätten.
Denn: Märchenhaft waren unsere letzten Jahre zwar in Bezug auf lange warme Sommerabende und viel Aperol Spritz, aber seit 2018 werden wir Gartenmenschen und vor allem unsere Pflanzen auf eine harte Probe gestellt. Die Wetterlagen ändern sich nur noch selten und es fällt in den meisten Gegenden viel zu wenig Niederschlag.
Was also tun? Es beginnt mit den richtigen Pflanzen, zu denen du in diesen beiden Artikeln Inspiration finden kannst: Ein Garten ohne Gießen? und So übersteht dein Garten lange Trockenheit. Aber da du vermutlich nicht sofort deine ganzen Beete austauschen oder umpflanzen kannst, geht es auch um effizientes Gießen. Wer keine automatische Bewässerung hat, die ich dir in den Folgebeiträgen vorstellen werde (Beetbewässerung und Rasenbewässerung), muss clever vorgehen, um seine Kraft und Arbeitszeit sowie Wasser zu sparen. Natürlich gibt es Unterschiede, ob du einen sandigen oder lehmigen Boden, einen Schatten- oder sehr sonnigen Garten, Flachwurzler wie Johannisbeeren oder Tiefwurzler wie Rosen hast – aber ein paar grundlegende Tipps solltest du kennen.
Den Garten richtig gießen: Der richtige Zeitpunkt.
Früher mussten wir im Frühling nicht gießen, da die Böden nach dem Winter noch gut durchfeuchtet waren. Dies ist jetzt anders. Aktuell herrscht in weiten Teilen des Landes Waldbrandgefahr und selbst Bäume mit ihren tief reichenden Wurzeln können sich nicht mehr versorgen. Also müssen wir schon im Frühjahr mit dem Wässern beginnen, denn jetzt sind die Pflanzen im Wachstum und nur mit genügend Feuchtigkeit löst sich Dünger, kommt das Bodenleben richtig in Gang.
Wenn wir es einrichten können, ist der Morgen ein guter Zeitpunkt fürs Wässern, da es noch kühl ist, die Pflanzen vom kalten Wasser keinen Schock bekommen und weniger Wasser verdunstet. Außerdem gibt es dann weniger Fraßschäden durch Schnecken und weniger Angriffsfläche für Pilzkrankheiten, da das Wasser auf den Blättern früher abtrocknet. Die zweitbeste Lösung ist der Abend, tagsüber in der prallen Sonne solltet ihr gar nicht gießen. Ausnahme: Ihr seht, dass die Pflanze schon komplett schlapp darnieder liegt. Dann heißt es für Schattierung sorgen und mit handwarmem Wasser schluckweise immer mal wieder gießen, sodass das Wasser aufgenommen werden kann und nicht seitlich abfließt und verdunstet. Die Blätter bitte nicht benetzen, da Tropfen in der Sonne wie Brenngläser wirken.
Wie häufig gießen?
Machen wir es wie die Natur: Gießen wir nur dann und wann, dafür aber kräftig. Es regnet auch nicht dauernd, aber dann und wann ein Landregen wirkt wahre Wunder. Der Grund: Wenn wir selten und dafür kräftig gießen, bilden die Pflanzen wichtige Feinwurzeln in der Tiefe aus, mit der sie sich gut und lange selbst versorgen können. Wird hingegen häufig, dafür aber stets nur oberflächlich gewässert, bilden sich die Feinwurzeln nur im oberen Erdbereich, die Pflanze braucht häufig Nachschub.
Ich mache es selbst in heißen Sommern so, dass jede Pflanze nur alle drei Tage dran ist, dafür aber kräftig. Jeden Abend gieße ich daher ein Drittel des Gartens.
Anders sieht es bei Pflanzen in Töpfen und Kübeln sowie frischen Saaten und neu Angepflanztem aus. Alles, was noch keine langen Wurzeln bilden konnte, braucht unsere intensivere Unterstützung und häufigere Wassergaben.
Wie intensiv gießen?
Richtiges Bewässern bedeutet gründliches Gießen. Und das stellt uns auf eine Geduldsprobe!
Um nicht nur nach Gefühl, sondern planvoll zu gießen, teste es doch mal ganz nüchtern mit deinem Wasseranschluss: Wie lange dauert es, einen 10-Liter-Eimer zu füllen? Drehe voll auf und schaue auf die Stoppuhr. Bei mir sind es 14 Sekunden, was ein sehr guter Wert ist und direkt am Wasserhahn gemessen. Man sagt, dass i.d.R. zwischen 12 und 20 Sekunden benötigt werden.
Aber mal will ja nicht dauernd auf die Uhr gucken. Mein Tipp daher: Bevor du das nächste Mal mit dem Gartenschlauch wässerst, fülle zuerst einen 10-Liter-Eimer in der Intensität, mit der du den Garten wässern wirst. Singe dazu innerlich ein Lied, das dir gefällt, und merke dir, wie weit du kommst. (Bei mir ist das zum Beispiel ein gemächliches „Kommt ein Vogel geflogen“.) Wenn du dann durch den Garten wanderst, kannst du pro Quadratmeter oder Pflanze so lange wässern, bis du fertig gesungen hast.
Grobe Faustregeln an benötigter Wassermenge für die verschiedenen Gartenbereiche:
- Küchengarten rund 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter alle drei Tage
- Staudenbeete und gemischte Rabatten ca. 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter alle drei Tage
- Eingewachsener Rasen 10 Liter pro Quadratmeter und Woche
Wie gießen?
Eigentlich ist es so trivial, dass ich mich gar nicht recht traue, es zu schreiben: Wasser nehmen die Pflanzen mit ihren Wurzeln auf, daher muss viel davon in die Erde. Dennoch beobachte ich immer wieder, wie ein paar Tropfen Wasser mit dem Gartenschlauch wedelnd in die Luft gesprüht werden. Falls auch du zu den Ungeduldigen gehörst: Gegossen wird bitte nicht auf die Blätter, sondern möglichst auf den Boden, da die Wurzeln das Wasser brauchen. Nasse Blätter stillen nicht den Pflanzendurst, sondern sind reine Wasserverschwendung und sorgen überdies für Pilzkrankheiten.
Wenn Böden trocken sind, kann Wasser oft schlecht einsickern und fließt ab. Um das zu verhindern, gießen wir am besten gerade so lange, bis das Wasser anfängt abzulaufen. Dann gießen wir die nächsten drei Pflanzen. Anschließend kehren wir zurück und gießen erneut. Der nun angefeuchtete Boden kann das Wasser besser aufnehmen.
Ob du mit der Kanne oder dem Gartenschlauch gießt, ist Geschmackssache und hängt von der Menge an Pflanzen ab, die du wässern musst. Das Gießen mit der Kanne hat den Vorteil, dass die einzelne Pflanze meist mehr abbekommt, weil sich besser einschätzen lässt, wie viel du gießt. Wenn du jedoch tatsächlich ausreichend wartest und dein Lied zu Ende trällerst, bevor du zur nächsten Pflanze gehst, plädiere ich aus praktischen Gründen für den Gartenschlauch mit weichem Strahl. (Das Thema Regen- oder Leitungswasser ist nochmal ein anderes. Insgesamt ist es natürlich viel besser, wenn du mit Regen- oder Brunnenwasser gießen kannst!)
Bei Neupflanzungrn ist es ratsam, die Pflanze erst einmal mit dem Ballen in Wasser zu tauchen, bis keine Blasen mehr kommen, und auch das Pflanzloch vor dem Einsetzen zu fluten.
Blindflug? Besser Feuchtigkeitsprobe.
Ist denn der Boden nun überhaupt durchfeuchtet oder habe ich nur die oberste Schicht Erde etwas dunkler gefärbt? Mach einen Test! Mit einer Schaufel kannst du einstechen und sehen, wie tief das Wasser überhaupt in den Boden eingedrungen ist. Eine einfache Faustregel sagt, dass du mit einem Liter Wasser den Boden einen Zentimeter tief durchfeuchtest. Für eine 20-Zentimeter-Durchfeuchtung sind also ca. 20 Liter pro Quadratmeter nötig.
Ob der vielleicht doch mal fallende Regen etwas gebracht hat, kannst du ebenfalls mit der Schaufel testen – insbesondere, ob unter Gehölzen überhaupt etwas angekommen ist. Wenn nicht, gieße noch obendrein. Der leicht angefeuchtete Boden macht es leichter, die zusätzliche Bewässerung aufzunehmen.
Nützlich ist auch ein Regenmesser, den du regelmäßig kontrollieren und nach Regenende leeren solltest.
Verdunstung vermeiden.
Wasserzufuhr ist das Eine, Wasserverdunstung zu vermeiden das Andere. Dazu ist ein bedeckter Boden das A und O. Das können Bodendecker sein, die den Boden feucht halten und gleichzeitig attraktiv sind. Das kann Mulch sein, den wir nach dem Gießen auf den Boden geben, um ihn zu bedecken. Das kann aber auch zeitweise ein Vlies sein, das zum Beispiel junge Saaten vor zu viel Sonne schützt und die Feuchtigkeit hält.
Hab ich noch was vergessen? Hast du noch Fragen? Dann stelle sie gern in den Kommentaren!