Gartenreise Marrakesch: exotisch, bunt, kunstvoll
Nur dreieinhalb Flugstunden von Frankfurt entfernt liegt Marrakesch mit all seiner Exotik, kräftigen Farben, würzigen Düften und paradiesischen Gärten. Folge 1 meiner Reihe über ausgewählte Gärten in Marokko: Kultur und Unterkünfte für Gartenfreaks, die Gärten des Musée de la Palmeraie, des Hotels La Mamounia sowie des Beldi County Clubs.
Als ich meinen Freunden erzählte, dass ich nach Afrika auf Gartenreise fahren würde, nach Marrakesch, erntete ich erstaunte bis bewundernde Blicke. „Wow, eine Gartenreise nach Afrika – das klingt ja toll. Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“ Die Idee ergab sich aus der Jahreszeit. Nach meiner Reise nach Neuseeland im letzten Januar war ich das ganze Jahr über nicht verreist und hatte im November Bedarf an neuen Eindrücken. Noch einmal vor dem nächsten Winter sonnendurchflutet lassen, die Nase in duftende Blüten stecken, das war es. Marokko ist im November und selbst den gesamten Winter über bestens zu bereisen. Die Temperaturen liegen um die 20 Grad – anfangs waren es bei uns sogar über 30 Grad – und es regnet fast nie (was ich dem ausgetrockenen Land jedoch sehr gewünscht hätte).
Für Gartenfans ist Marrakesch die Perle Marokkos. Hier gibt es einerseits die Möglichkeit, den klassischen orientalischen Garten zu studieren, andererseits zog es Gartengestalter hierher, die in den letzten hundert Jahren beeindruckende Gartenentwürfe verwirklichten. Die Vielfalt an Sehenswertem für eine Kultur- und Gartenreise ist groß, insbesondere, wenn man das Umland mit einbezieht. Die Altstadt (Medina) wurde bereits 1985 zusammen mit den Agdal-Gärten und dem Menara-Garten zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wenn du Lust hast, zeige ich dir die Medina mit seinen berühmten Souks, erzähle dir von meinen Eindrücken, vermittle en passant Geschichtliches und gebe dir auch ganz allgemeine Reisetipps – wenn möglich, jedoch immer mit Gartenbezug.
Marrakesch und seine stolze Geschichte genießen: die Palmeraie.
Marrakesch war mehrfach Haupt- und Königsstadt, daher die viele Pracht. Entstanden ist Marrakesch rund 1000 n. Chr. als Lagerplatz für Berber-Karawanen, die vom Almoraviden-Herrscher Abou Bekr geführt worden sind. Er und seine Nachfolger wurden hier sesshaft, bauten die ersten Häuser und eine Moschee, sorgten für ein ausgeklügeltes Kanalisationssystem und legten einen riesigen Dattelpalmenhain an, die Palmeraie. Die ist heute zwar deutlich verkleinert, man kann sie jedoch immer noch besuchen und einen Kamelritt unternehmen. Oder diese Charakterköpfe wenigstens im Portrait festhalten.
Das Musée de la Palmeraie besuchen: ein Paradies für Malerei- und Kakteen-Freunde.
Inmitten des Palmenhains liegt das Musée de la Palmeraie, das auf der einen Seite zeitgenössische marokkanische Künstler ausstellt, auf der anderen über einen künstlerischen Garten verfügt: das Projekt von Abderrazak Benchaâbane, umtriebiger Botaniker, Parfumeur und seinerzeit Partner von Yves Saint Laurent für die Wiederbelebung des Jardin Majorelle (Thema eines weiteren Blogartikels). Der Musée-Garten wurde 2011 nach zehn Jahren Entwicklungszeit eröffnet und ist aufgeteilt in einen Bereich, der mit einem langgezogenen Wasserkanal an andalusische Gärten erinnert, zitrusfrucht- und rosenumwachsen, einen Wasser- und einen formidablen Kakteengarten. Aus ihm habe ich allein über 100 Aufnahmen mit nach Hause gebracht. Leider bin ich keine American-Western-Liebhaberin wie Benchaâbane, noch Kakteen-Expertin, sodass ich mich sehr über deine Kommentare freue, welche Schönheiten ich denn hier eigentlich auf den Bildern habe.
Geschichte und Trubel in der Altstadt erleben.
Nach den Almoraviden, die Marrakesch mit Gärten und Obstplantagen im wahrsten Sinne zur Blüte verhalfen, folgten vier weitere Dynastien an Herrschern, die die Stadt immer weiter ausbauten. Das Wahrzeichen Marrakeschs, wenn nicht gar Marokkos, entstand bereits 1159 unter der Herrschaft der Almohaden: die Koutoubia-Moschee mit dem eckigen Minarett. Sie liegt am Park Lalla Hasna, der sich mit formschnittgesäumten Beeten, schattenspendenden Bäumen und Sträuchern sowie einem Wasserkanal für eine Auszeit von der Hektik des Stadtgetümmels anbietet. Wer wegen der Shopping-Möglichkeiten nach Marrakesch reist, denkt vor allem an die Souks und das Tor zu alldem, den Platz Djemaa El Fna. Hier tut sich eine ganz eigene, fremde und zauberische Weit auf. Es tummeln sich Schlangenbeschwörer, Affendressierer, Taschendiebe (Brustbeutel gegen Diebstahl sind Pflicht, schwere Kriminalität gibt es in Marrakesch allerdings selten), Obst- und Tandverkäufer sowie einheimische und touristische Vergnügungssüchtige. Feilschen wird übrigens erwartet (außer bei Lebensmitteln): Man gibt als Erstgebot rund 30 % des geforderten Preises an und trifft sich meist bei der Hälfte. Wer Einheimische fotografieren will, kann dies tun, sollte aber immer proaktiv ein Trinkgeld geben – viele besonders „fotogene Typen“ sind im Prinzip nichts anderes als Heidi Kulm & Co., also Models, und betreiben dies als Beruf.
Die Pracht orientalischer Paläste und Gärten kennenlernen.
In Marrakesch gibt es prachtvolle Paläste, an denen wir die Prinzipien des orientalischen Gartens erleben können. Der typische Garten des Orients ist in seinen Ursprüngen jedoch kein arabischer oder berberischer, sondern ein persischer Lust- oder Palastgarten, wie ihn schon Kyros der Große 500 v. Chr. anlegen ließ. Er orientiert sich an klassischen Gestaltungsprinzipien und soll ein Abbild des Paradieses (Paradaidha für Garten) und Gegensatz zur umgebenden Wüste sein. Er ist ein ummauerter Garten, bei dem die Hitze und eventuelle Feinde draußen bleiben, ein Ort voller Pracht und Fülle, Zufriedenheit und Harmonie. Der Aufbau ist streng geometrisch mit einem Wasserspiel in der Mitte, um das vier Beete angelegt sind – hier fließen symbolisch Wein, Wasser, Milch und Honig. Die Bepflanzung orientiert sich am Bedürfnis des Menschen nach Schatten, Farbe, Duft, Geschmack und Schönheit. Zier- und Nutzpflanzen werden dabei kombiniert. Ergänzt wird die Bepflanzung durch besondere Boden-, Decken- und Wandgestaltungen, oft als aufwändige Mosaiken, kunstvollen Lampen sowie Möglichkeiten zum Ruhen und Essen – zum Beispiel unter Laubengängen.
Mit Gärten wohnen.
Wer Urlaub in Marrakesch macht, kann schon bei der Auswahl der Bleibe alles so arrangieren, dass es eine echte Genuss- und Gartenreise wird. Mit richtig dicker Börse ist das Hotel der Hotels drin, das La Mamounia. Die parkähnliche Gartenanlage wurde bereits im 18. Jahrhundert für einen Sohn des damaligen Königs angelegt. Als Normalo wie mich ist aber immer noch eine kleine Teezeremonie möglich mit den vermutlich köstlichsten Maccarones der Welt und dem artistischsten Tee-Eingießen. Sehenswert: der große Küchengarten, aus dem die Köche nicht nur frische, sondern auch ungewöhnliche Gemüse und Kräuter ernten können. Bezahlbar und attraktiv sind die inzwischen sehr beliebten Riads. Dabei handelt es sich um ehemalige Privathäuser in der Medina, die zu Hotels und Pensionen umgebaut wurden. Das Besondere an ihnen ist, dass es sich um die typischen, nach außen hin abweisend wirkenden Gebäude handelt, die jedoch über einen meist geradezu paradiesisch anmutenden Innenhof verfügen. Riyāḍ ist nicht zufällig das arabische Wort für Garten. Es kann dort zwar mal sein, dass kein Strom fließt (und Wasser auch nicht), aber der Charme ist enorm. Als Beispiel für viele zeige ich dir das zauberhafte Palais Lamrani. Natürlich gibt es aber auch moderne Mittelklassehotels in den Randbezirken, die allen Komfort versprechen, wie man ihn international gewohnt ist. Ich war in solch einem Hotel, im Le Kech, und habe mich sehr wohl gefühlt.