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Ein Gartenspaziergang im Schlosspark Nymphenburg

Bassins Stadtseite

Der Ausflugsklassiker in München schlechthin: ein Bummel durch den herrlichen Park von Schloss Nymphenburg.

Es soll Menschen geben, die noch nie in Nymphenburg waren. Mich zum Beispiel. Falls du ebenfalls zu dieser seltenen und bedauernswerten Spezies gehörst, möchte ich dich wenigstens digital mit an diesen wundervollen Ort nehmen. Du wirst dann vielleicht Lust auf Lustschloss bekommen und selbst einen Besuch planen. Auf geht’s.

Schloss Nymphenburg wurde von Kurfürst Ferdinand Maria aus Liebe und Dankbarkeit für seine Gemahlin Henriette Adelaide gebaut. Die hatte nach zehnjährigem Warten Thronfolger Max Emanuel das Leben geschenkt – eine lange Zeit in ihrem nur vierzigjährigen Leben. (Wären damals auch Mädchen schon als vollwertig angesehen gewesen, hätte das Paar allerdings schon zwei Jahre früher bei der Geburt von Maria Anna Victoria aufatmen können.) Wie dem auch sei: Es war endlich eine neue Generation der Wittelsbacher gesichert. Ein kleines Schloss, ein Jagdsitz nahe München, war nun angesagt für die Familie. 1664 begann der Bau. Die Kinder und Kindeskinder ließen ihn stetig erweitern und aus den überschaubaren Anfängen wurde ein barocker Prachtbau, der mit 632 Metern am Ende sogar breiter als Schloss Versailles ist, das „nur“ 570 Meter misst.

A pro pos Kinder und Kindeskinder und Schlösser-Wahn: König Ludwig II. wurde 1845 im Schloss geboren – das Geburtszimmer ist bei einer Führung zu besichtigen – und noch heute lebt der 1933 geborene Franz Herzog von Bayern in einem Seitenflügel. Die ebenfalls im Schloss ansässige Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen hat somit einen illustren Nachbarn.

Alle Fotos vergrößern sich durch Anklicken.

 

Die Gartenanlage.

Nachdem Ferdinand einen kleineren italienischen Renaissancegarten hatte gestalten lassen, ließ Max Emanuel ab 1715 zu dem bereits stattlichen Schloss einen ausgedehnten Barockgarten anlegen. Es gibt die typischen schlossnahen formalen Beete mit Rasen und Saisonbepflanzung. Hier machen – wie auch in Herrenchiemsee – die Eisbegonien und der Mehlige Salbei (Salvia farinacea) trotz Trockenheit eine gute Figur. Der Mittelkanal mit der Marmorkaskade an der westlichen Grenze des Gartens vermittelt noch heute einen Eindruck vom Prunk der barocken Gartenanlage.

 

Das heutige Gesicht des Parks entstand, als zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Nymphenburger Park in einen modernen Landschaftsgarten im englischen Stil umgewandelt wurde. Unter der Regie des renommierten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell wurden die einst kilometerlangen geraden Alleen in weite Wiesen mit geschwungenen Gehölzrändern verwandelt, hereinragende Gehölze gesetzt, alte Eichen und Linden geschickt integriert. Es entstand der Eindruck von Natürlichkeit und Weitläufigkeit.

Besonders interessant sind auch die Wasserelemente im Park. Auf der einen Seite lassen sich durch die lange gerade Mittelachse die barocken Anfänge immer noch erleben, andererseits wurden die vorhandenen Kanäle als naturnahe Wasserläufe umgestaltet und vor den Parkschlösschen Badenburg und Pagodenburg zwei neue Seen angelegt. Sie wirken, als wären sie schon immer dort gewesen. Der ehemalige Jagdwald wurde ebenfalls so bearbeitet, dass spannungsreiche Räume entstanden – gern genutzt von Einheimischen und Touristen für einen kühlenden Spaziergang an heißen Sommertagen in der Stadt.

Für echte Gartenfreaks bietet es sich an, nach dem Schlosspark auch noch den Botanischen Garten zu besuchen, der nicht zum Park dazugehört, aber nördlich angrenzt. Auch er wurde von Sckell angelegt und gehört zu einem der größten und wichtigsten Botanischen Gärten des Landes.

Essen und Speisen im Park: Schlosscafé im Palmenhaus oder direkt im Schloss in der Schlosswirtschaft Schwaige

Adresse Schloss: Schloß Nymphenburg 1, 80638 München

Adresse Botanischer Garten: Menzinger Str. 65, 80638 München

3 Kommentare

  1. Steffi sagt

    Die Stimmung im Nymphenburger Schlosspark hast Du wunderbar einfangen und beschrieben. Es war so ein schöner Ausflug mit Dir! Dieser Park hat wirklich zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Im Winter gibt es dann ganz volkstümlich Eisstockschießen oder alternativ Eislauf mit Glühwein und Maroni am Nymphenburger Kanal VOR dem Schloß (http://www.diemuenchnerin.com/winter-in-the-city/).
    Herzliche Grüße,
    Steffi

  2. Ja, für ein paar Eisbegonien am Rande einer ausgedehnten Rasenfläche eine weite Anfahrt investieren?! Da ist mir dein Schrebergarten auch viel lieber;-). Aber im Ernst: anhand deiner Fotos lässt sich ermessen welcher Geist hier atmet, welche Größe und Eleganz sich hier in wirkungsvollem Einklang mit der Natur befinden, und gepflegte Fläche dieses Ausmaßes ist ja sehr beeindruckend. Sicher erlebt man das vor Ort noch überwältigender.
    Was du auch erwähnt hast: über den dort angrenzenden Botanischen Garten habe ich letztens einen Bericht gesehen- er soll einer der bedeutendsten der Welt sein u.a. mit seinen enormen, filigranen Glas-/Stahl-/ Holz – Gewächshäusern, in denen tropische und subtropische Flora und Fauna zu bestaunen ist inclusive einer großen Schmetterlingssammlung. Im Bericht ging es auch um die Arbeit „hinter den Kulissen“-alles sehr spannend. Sowohl der von dir genannte Park wie auch dieser Botanische Garten sind sicher eine Reise wert!

    Bea

  3. Schloss Nymphenburg ist gar nicht so weit von mir entfernt. Aber meist besucht man das, das sehr nahe ist, nicht besonders oft. Aber einige Male war ich schon dort. Ist schon sehr beeindruckend. Wobei ich ja kleinere Gärten lieber mag, als große Parkanlagen.
    Interessant, was Du zur Geschichte des Schlosses zu berichten weißt.
    Viele Grüße von
    Margit

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