Ein Besuch im Hidcote Manor Garden

Ich möchte dir heute mit Hidcote Manor einen der sicherlich schönsten Gärten der Welt vorstellen – auf jeden Fall meinen Lieblingsgarten.

Für immer ein Hidcote Fan

Für immer ein Hidcote Fan

Von Hidcote Manor Garden geht ein besonderer Zauber aus. Er ist perfekt. Ein ganz besonderes Gartenbaudenkmal, das in der Liste der Parks und Gärten von English Heritage die Bewertung ‚Grade I‘ führt, also von allen Profis höchst anerkannt ist. Gleichzeitig öffnet das Anwesen auch dem Privatbesucher das Herz. Ich habe mich hier im Paradies angekommen gefühlt. Klingt komisch? Fühlte sich auch komisch an – und sehr sehr gut natürlich. Hidcote ist in seinem Abwechslungsreichtum und seiner Schönheit das gärtnerische Ultimum für mich.

Woran könnte das liegen? Ich glaube daran, dass sich ein besonderes Karma des Gärtners auf den Garten überträgt. Hidcote wurde ab 1907 von Lawrence Johnston gestaltet, einem Amerikaner, der mit seiner Mutter zusammen hierher kam. Die Familie war überaus wohlhabend, sehr gebildet, lange Zeit durch Amerika und Europa gependelt und wollte nun sesshaft werden. Johnston war zu dem Zeitpunkt Mitte dreißig – ein typisches Alter, um in Gartenthemen einzusteigen.

Inspiration durch Arts and Crafts.

Gärtnerisch erfahren war er nicht, aber belesen. Man kann sagen: Er startete als Büchergärtner. Lawrence Johnston war modern und aufgeschlossen und fand die Ideen der Arts & Crafts-Bewegung interessant. Die legte besonderen Wert auf Handarbeit und die natürliche Schönheit der Materialien – zwei Aspekte, die in der Zeit der Industrialisierung aus dem Fokus geraten waren. Gartenplaner wie Gertrud Jekyll und Edwin Lutjens galten als Lichtgestalten der Bewegung. Autodidakt Johnston war festen Willens, aus den rund 40.000 qm (!) einen Garten besonderer Schönheit und Kunstfertigkeit zu erschaffen. Was für ein gesundes Selbstvertrauen. (Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Johnston später einen kompetenten Chefgärtner sowie ein ganzes Team beschäftigte. Der Planer allerdings blieb er selbst.)

Perle der Cotswolds Hills.

Der Besuch in Hidcote Manor war Highlight meiner Gartenreise durch die Cotswolds Hills mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft und pittoresken Orten. Typisch für die Gegend sind die honiggelben Bauwerke, wie sie jeder Harry Potter-Fan kennt und als typisch englisch abgespeichert hat. Der Garten befindet sich zwischen Chipping Campden und Stratford-upon-Avon in der Grafschaft Gloucestershire.

Hidcote Manor: the Garden of Rooms.

Charakteristisch für das riesige Areal ist die für damalige Verhältnisse innovative Unterteilung in verschiedene Gartenräume, die langen Sichtachsen, die kunstvoll geschnittenen Pflanzen, die Topiari, sowie die besonderen Gewächse: Johnston war als Pflanzenjäger in Afrika und China unterwegs, stets auf der Suche nach den besten Sorten. Eines seiner berühmten Zitate ist: „Plant only the best form of any plant.“

Hidcote als Gartenanlage war so überzeugend, dass er Vorbild für Sissinghurst und andere berühmte Anlagen wurde. Vor allem aber werden die Gestaltungselemente des Gartens von Hidcote heutzutage wieder bei der Bepflanzung von kleineren privaten Gärten umgesetzt – wenn ich zum Beispiel irgendwo Zierlauche oder überbordende Katzenminze und Frauenmantel sehe, denke ich an Hidcotes Beete. Schau dir die Fotos an, du wirst erkennen, was ich meine.

30 verschiedene Garten- und Pflanzenthemen.

Der Vorteil der Unterteilung in verschiedene Gartenräume ist neben der Handhabbarmachung eines Geländes das Vereinen ganz unterschiedlicher Stile in einem Garten. Die geschnittenen Hecken mit den Topiari erinnern an die italienischen Renaissancegärten des 16. Jahrhunderts – sieh mal die entzückenden Vögel. Die Hänge und Höhenunterschiede nutzte Johnston zu Gärten, die den Besucher in die unberührte Bergwelt Chinas entführen. In wieder anderen wie The Wilderness denkst du: So müssen die Wiesen Englands ausgesehen haben, als noch Platz ohne Ende war.

Die umliegende Landschaft wird im Stil der Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts eingebunden, inklusive weidender Schäfchen – du lässt einen nordamerikanisch anmutenden Präriegarten hinter dir und wähnst dich plötzlich in einem William Turner-Gemälde.  Und die Staudenbeete sind in der Tradition der englischen Cottage-Gärten angelegt – aber deutlich aufgewertet durch bis dato unbekannte Pflanzen oder ungewöhnliche Farbkombinationen. Berühmt sind die Red Borders, die diese schwierige Farbe gekonnt kombinieren und wahrlich hot sind. Als Kontrastprogramm kannst du in den stark reduzierten Gärten wie Great Lown oder Long Walk wieder abkühlen. Insgesamt gibt es 30 Gärten, die du bestaunen kannst.

Ein Garten für viele Besuche.

Ich werde sicher noch öfter wiederkommen – zu unterschiedlichen Jahreszeiten und hoffentlich auch bei besserem Wetter. Diesen Besuch möchte ich abrunden mit einem Zitat von Johnston selbst, mit dem er sein Lebenswerk beschrieb:

„Ich habe 30 Jahre gebraucht, einige Felder mit ein paar Bäumen in einen der großartigen Arts und Crafts Gärten zu verwandeln. Ich gestaltete die Gartenräume behutsam, sie sollen sich langsam entfalten können, unterschiedliche Atmosphären preisgeben oder neue Blicke bei jedem Umdrehen.

Die Pflanzen wachsen in einem Durcheinander, blühende Sträucher vermischen sich mit Rosen, Kletterer legen sich über Hecken und Sämlinge kommen auf, wo immer sie es selbst wollen. Das ist, wie ich das Gärtnern mag.

Ich reiste zu fernen Orten wie Südafrika und China, um neue und seltene Pflanzen zu suchen, die besten davon mitzubringen und sie hier anzupflanzen. Befreundete Sammler haben mir auch interessante Spezies von ihren Expeditionen nach Süd- und Nordamerika mitgebracht.“