Inspiration Sichtungsgarten: ein Besuch im Karl-Foerster-Garten
Vor dem Einkauf von Pflanzen empfiehlt sich die Sichtung der bereits ausgewachsenen Arten und Sorten in einem schönen Schaugarten. Perfekt in der Pflanzenverwendung: der Karl-Foerster-Garten in Potsdam.
Kennst du das auch? Eine Freundin empfiehlt dir, unbedingt Astern in deinem Garten zu pflanzen, um Insekten noch spät im Jahr reichlich Futter anzubieten. Aber beim Gärtner stehst du dann vor den kleinen Töpfchen und kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie sich die Sorten später entwickeln werden. Oder ein Bekannter schwärmt von seinem Lampenputzergras, mit dem du es nun auch einmal versuchen willst. Aber das Exemplar, das du dir zulegst, bleibt deutlich hinter den Schilderungen zurück. Einen Meter hoch und doppelt so breit? Nein, deins ist doch viel kleiner. Und hat kaum „Lampenputzer“. Da kann doch irgendwas nicht stimmen! Wenn dir das bekannt vorkommt, empfehle ich, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden und dir Pflanzen und Kombinationen erst einmal live und in Farbe in einem Schau- oder Sichtungsgarten anzuschauen und erst dann in die Planung und einkaufen zu gehen.
Einsatz im Gartendenkmal.
Mein Lieblingsort für gärtnerische Inpiration ist der Karl-Foerster-Garten in Potsdam-Bornim. Ich fühle mich diesem Kulturdenkmal, das auf „Staudenpapst“ Karl Foerster (1874-1970) zurückgeht, so verbunden, dass ich in diesem Jahr zusammen mit einigen weiteren Gartenfreaks zum Einsatz „Kampf dem Giersch“ angetreten bin. Ich war die einzige Teilnehmerin aus Berlin, alle anderen haben viele hundert Kilometer Anreise auf sich genommen, um mitmachen zu können. Der Giersch ist zwar deutschlandweit gleich scheußlich, ihn aber mit dem unglaublich tollen Gärtnerduo aus dem Frühlingsweg im Foerster-Garten zu pulen – das hat was.
Pflanzen ausgewachsen und in Kombination bewundern.
Und obendrein gab es mit Gärtnerin Tina einen Rundgang durch den Oktobergarten, ein Erlebnis der Extraklasse. Die Herbststauden boten alles an Pracht, was man sich überhaupt nur vorstellen kann – und das nach diesem Sommer, der natürlich auch in Potsdam kein bisschen weniger gnadenlos trocken war als sonst überall. Und nun komme ich zurück zum Ausgangspunkt: Hier konnte ich zum Beispiel den Unterschied von Chinaschilf zu Chinaschilf erleben: den rothaarigen ‚Malepartus‘ im Vergeich zu Blondine ‚Undine‘. Oder Lampenputzergras Pennisetum ‚Compressum‘: Er ist ein unglaublich attraktiver, gut gebauter Bursche, ‚Hameln‘ ist dagegen ein zierliches Wesen und ‚Little Bunny‘ – der Name ist Programm.
Bei 300 Gehölzen, 200 Blumenzwiebelsorten (3.000 Zwiebeln blühen im Frühjahr allein im Senkgarten) und 1.000 verschiedenen Stauden gibt es Anschauungsmaterial en masse. Wie war das mit dem Astern-Ratschlag der Freundin? Ich bewundere in Potsdam die Zusammenstellung ‚Rubinschatz‘, ‚Andenken an Paul Gerber‘, sowie ‚Lovely‘. Vor dem Astern-Chrysanthemen-Beet möchte man niederknien vor Entzücken.
Über den reinen Sortentipp hinaus erleben die Besucher auch verschiedene Methoden der Staudenbehandlung: Astern im Juni entspitzen oder nicht? Hier stehen beide Varianten direkt nebeneinander. Und die entspitzten Exemplare gewinnen das Experiment mit deutlich besserer Standfestigkeit.
Nur gezielt einkaufen.
In der benachbarten Staudengärtnerei, die ein sagenhaftes Sortiment von 2.000 Sorten führt, sind dann auch gleich Aster ‚Lovely‘, ein Diamantgras und mehrere Chrysanthemen bei mir ins Körbchen gewandert. Aber da ich hier in unserer immer hysterischer werdenden Abmahn-Welt keine unbezahlte Werbung machen darf, möchte ich ergänzen, dass es natürlich viele weitere Qualitätsanbieter in Deutschland gibt, bei denen man seine Will-haben-Gelüste nach dem Gartenbesuch befriedigen kann. Ich bin sicher, es werden nach dem Besuch eines Schaugartens zwar nicht weniger Objekte der Begierde sein, aber die richtigen.
Adresse und Infos.
Den Garten des großen Staudenzüchters Karl Foersters findest du Am Raubfang 7, 14469 Potsdam-Bornim. Er ist Eigenturm der Marianne Foerster Stiftung, der leider auch bereits verstorbenen Tochter Karl Foersters, die ich bei meinen ersten Besuchen noch kennen lernen durfte. Der Garten ist ganzjährig und kostenlos von 9 Uhr bis zum Einbruch der Dämmerung zu besichtigen, Führungen sind im Vorfeld unter dem obigen Link buchbar. Dort findest du auch geschichtliche Infos zu Haus und Garten oder du liest noch meinen unten verlinkten Frühlingsbeitrag über den Garten.
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