Orchideen pflegen – so geht es richtig. Profitipps der Biosphäre Potsdam

Jedes Jahr findet in der Biosphäre Potsdam im ausgehenden Winter eine besonders schöne Orchideenschau statt. Und es gibt viel über die Pflege von Orchideen zu lernen: Orchideengärtnerin Ivonne Bartsch im Interview.

Papageien flattern durch die Lüfte, grüne Riesen wachsen bis zum Glashimmel und in einer jährlichen Orchideen-Schau verzaubern rund 1.000 Orchideen die Biosphäre Potsdam. Alle sehen phantastisch aus, hier haben sie ja auch optimale Bedingungen. Orchideen-Pflegetipps für zu Hause gibt Orchideengärtnerin Ivonne Bartsch.

Ivonne Bartsch

Ivonne Bartsch gibt im Orchideencafé wertvolle Tipps rund um die Orchidee

Liebe Frau Bartsch: Was brauchen Orchideen, um auch zu Hause schön zu gedeihen? Wie wird gegossen?

Orchideen mögen keine Staunässe und brauchen auch nicht viel Wasser! Durchfeuchten Sie einmal in der Woche das Substrat gut mit abgestandenem, zimmerwarmem Wasser und gießen Sie überschüssiges ab.

Wie wird gedüngt?

Die Züchter sagen, dass es eigentlich nicht nötig ist, zu düngen. Wollen Sie dennoch aktiv werden, düngen Sie in der Ruhezeit zwischen März und September alle drei Wochen. Wichtig: Nehmen Sie wirklich nur Orchideendünger, der ist salzarm, und geben Sie den Dünger nur auf bereits feuchtes Substrat.

Was ist für eine Orchidee der richtige Standort? Wir haben ja aller keine Tropenhalle zu Hause.

Denken wir an das natürliche Vorkommen von Orchideen: Sie wachsen meist auf Ästen oder unter Bäumen in der Erde. Das bedeutet, dass sie es zwar hell mögen, aber keine Sonnenkinder sind. Ein Ostfenster ist ideal, West-und Nordfenster sind auch möglich. Bei einem Südfenster stellen Sie in den gleißenden Jahreszeiten die Pflanze einen Meter weiter in den Raum, im Winter sollten die Orchideen allerdngs so dicht wie möglich am Fenster stehen – auch bei Südlagen – um die Ausbildung der Blüten anzuregen.

Und was ist mit Wärme und Feuchtigkeit?

Das kommt auf die spezielle Sorte an und wo sie in der Natur zu Hause is. Der Klassiker Phalaenopsis mag es warm. 18 – 24° C sind prima.

Die Sorten mit den spitzen Blättern wie Miltonia und Cambria fühlen sich am wohlsten bei 16 – 18° C. Diese Orchideen haben Sie im Winter drinnen und stellen sie zur Blütenbildung von Mai bis Ende September in den Garten.

Schwieriger für die Kultur zu Hause sind die Orchideen, die es kalt mögen, wie Dendrobium kingianum und viele Cymbidium-Sorten. Sie gedeihen bei 8°C, was kurzfristig auch kälter sein kann – das ist eher was für den kühlen Wintergarten.

Insgesamt mögen es Orchideen gern ausgeglichen, ohne die ganz großen Schwankungen.

Wie pflege ich die Orchidee dann draußen?

Stellen Sie die Orchideen halbschattig auf, zum Beispiel unter einem Gehölz. In heißen Perioden muss gegossen werden, sonst ist nicht viel zu tun.

Welches Substrat ist für Orchideen am besten?

Wie schon beim Gießen gesagt: Orchideen bekommen in der Natur zwar kräftig Wasser ab, die Wurzeln können auf den Bäumen aber schnell wieder abtrocknen. Die Orchideen werden daher in Pinienborke oder Sphagnum-Moos getopft. Das Material muss grob sein, damit die Wurzeln nicht faulen.

Was muss ich zum Umtopfen der Orchidee wissen?

Alle zwei bis drei Jahre wird es Zeit zum Umtopfen, dann sind Kalkablagerungen da, das Pflanzmaterial zersetzt sich oder Wurzeln sind faulig oder wachsen zu hoch aus dem Topf raus. Die beste Zeit dafür ist nach der Blüte.

Dazu lösen Sie die Pflanze aus dem Topf, indem Sie den Topf von außen etwas drücken. Das alte Substrat entfernen Sie und schneiden alle faulen, vertrockneten und beschädigten Wurzeln mit einem scharfen Messer restlos ab. Alle nicht mehr schönen Blätter natürlich auch.

Der neue Topf sollte höchstens eine bis zwei Nummern größer sein. Hat die Pflanze nicht viel zugelegt, kann man auch den selben Topf wieder verwenden. Im Zweifel immer das kleine Gefäß wählen, damit die Pflanze nicht zu lange nass steht.

Beim Einsetzen drehen Sie die Wurzeln vorsichtig in den Topf hinein und füllen dann bis unter die ersten Blätter mit Substrat auf und drücken es vorsichtig an. Sollten dennoch einzelne Wurzeln dabei abbrechen, macht das nichts.

Zum Schluss gießen Sie gut an und starten ihren Wochenrhythmus.

Muss man Orchideen stäben?

Die Orchideen im Handel sind alle so schön gestäbt, damit sie beim Transport und im Verkauf keinen Schaden nehmen. Für die Pflanze bedeutet die hochgebundene Rispe jedoch Versorgungsstress. In der Natur hängen die Rispen von den Bäumen, da lassen sich alle Blüten viel leichter mit Wasser versorgen. Versuchen Sie es also auch mal mit einer erhöht stehenden Orchidee und hängenden Blütenstielen.

Wo schneide ich verblühte Blütenstiele ab?

Es wird häufig empfohlen, Orchideen nach dem Verblühen über dem dritten Auge abzuschneiden. Dort bilden sich dann neue Triebe. Aber aus ästhetischer Sicht muss ich sagen, dass das meist keine überzeugende Lösung ist. Ich würde die Triebe stets unten abschneiden.  In Parallelversuchen hat sich auch gezeigt, dass die Orchideen, die unten abgeschnitten wurden, genauso schnell und genauso reichlich wieder geblüht haben, wie die anderen. Die Orchidee schiebt ihre Triebe so rasch nach, dass der Vorsprung der Drei-Augen-Methode wieder aufgeholt wird.

Was ist zum Pflanzenschutz von Orchideen zu sagen?

Mein erster Tipp: Schon beim Kauf auf Schädlingsfreiheit achten. Dazu schauen Sie sich genau die Blattachseln an und auch unter die Topfränder. Ansonsten ist das so eine Sache. Sie sollten sich fragen, wie kostspielieg die Pflanze war und ob es sich lohnt, mit Pflanzenschutzmitteln zu operieren. Auf jeden Fall: Erst einmal die befallene Orchidee separieren und dann am besten im Fachhandel beraten lassen.

Haben Sie noch weitere Tipps für uns?

Es gibt ein tolles Büchlein des Verbands Deutscher Orchideen-Betriebe, das im Shop bei uns erhältlich und mit 4,95 Euro sehr preiswert ist. Es fasst alle Infos zusammen, die man braucht. Zu den generellen Hinweisen, die ich hier gegeben habe, gibt es dort Beschreibungen aller Arten und deren Vorlieben.

Gibt es aktuelle Trends bei Orchideen?

Eine ganze Weile lang konnten die Blüten gar nicht groß genug sein, jetzt hat ein Wandel eingesetzt: Kleinblütige Sorten sind im Trend. Man hat erkannt, dass diese Pflanzen oftmals durch eine deutlich längere Blütezeit überzeugen.

Woher beziehen Sie hier in der Biosphäre Ihre Orchideen?

Die hier ausgestellten Pflanzen und auch die im Shop beziehen wir alle von einem Züchtungsbetrieb in Dahlenburg in Norddeutschland.

Empfehlen Sie auch Hobbygärtnern, beim Züchter zu kaufen?

Ja, das tue ich. Es ist zwar so, dass auch die günstig im Supermarkt erstandenen Orchideen von der Züchtung her nicht minderwertige Pflanzen sind, aber dann wissen Sie nicht, was für einen Weg sie schon hinter sich haben, ob sie gegossen wurden, Zug ausgesetzt waren usw. Und Orchideen mögen keinen Stress und gehen dann sang- und klanglos ein. Außerdem erhalten Sie beim Züchter ein viel breiteres Spektrum an Formen und Farben.

Ein paar Euro mehr auszugeben, lohnt sich also auf jeden Fall. Sie müssen auch bedenken, wie aufwändig und kostspielig es ist, Orchideen zu züchten: Nach der Kreuzung vergehen je nach Sorte zwischen drei und 15 Jahren bis zur ersten Blüte. Ist ein Ergebnis dabei, das den Erwartungen entspricht, müssen davon dann die Nachkommen gezogen werden und es vergehen nochmal so viele Jahre, bis die Pflanze blüht und verkaufsfertig ist. Um die vom Markt geforderten Mengen überhaupt produzieren zu können, schicken die deutschen Züchter Zellgewebe in Petrischalen nach Tailand, wo die Pflanzen dann bei optimalen Bedingungen von Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit heranwachsen können. In Deutschland wäre das bei dem hohen Energiebedarf wirtschaftlich überhaupt nicht machbar.

Ganz herzlichen Dank für diese interessanten Tipps und Hinweise, liebe Frau Bartsch! Und viel Erfolg weiterhin mit Ihren wirklich sehenswerten Ausstellungen und dem Orchideencafé.

Alle Fotos (mit Bildbeschreibungen) vergrößern sich durch Anklicken.

Biosphäre Potsdam GmbH
Georg-Hermann-Allee 99
14469 Potsdam

Tageskarten Erwachsene (ab 14 Jahren): 11,50 Euro, ermäßigt: 9,80 Euro, Kinder gestaffelt von freiem Eintritt bis 7,80 Euro.

Öffnungszeiten 9 bis 18 Uhr, Wochenende und Feiertage 10 bis 19 Uhr.

Über mich

Hallo, ich bin Xenia,

Gartenfachberaterin und seit 10 Jahren Gartenbloggerin auf berlingarten.de, dem ausgezeichneten Gartenblog.
Schön, dass du zu mir gefunden hast.

Beliebte Beiträge