Ein Blick in meinen Hochsommergarten
Juli/August: Freud und Leid des Gartenjahres. Von ausgefallenen Ernten, frischem Phlox und meinem derzeitigen Lieblingskraut Bronzefenchel.
Die Pfirsiche bekommen rote Bäckchen, die ersten Physalis schmecken köstlich, der Staudenknöterich ruft aus allen Beeten: „Ich bin der Schönste!“ und hat recht damit. Aber zur ganzen Wahrheit gehören auch die nahezu aus-, da abgefallene Klarapfelernte, das Fünffingerkraut, das deutlich vitaler ist, als ich mit meinem Unkrautstecher, sowie das August-Gespenst „Blühloch“. „berlingarten. Glück auf Grün“ hat derzeit für meinen Geschmack viel zu wenige andere Farben zu bieten. Die Geduld bis zur Dahlienblüte wird auf eine harte Probe gestellt.
Auswirkungen der Wetterkapriolen.
Wir sind sehr trocken ins Jahr gestartet. Bis Ende Juni zeigten die Stauden regelrechten Kümmerwuchs. Immerhin waren die Rosen alle wunderbar gesund – kein Sternrußtau nirgends. Dann wendete sich das Blatt und Berlin wurde von allen Unwettern als Ziel entdeckt. Und wenn Weltuntergang ist, kann schließlich auch keine Himbeere überleben – der üppige Fruchtansatz verkam innerhalb weniger Tage zu schimmeliger Matsche. Immerhin klappt es jetzt großartig mit dem entspitzten Phlox, er steht zwar erst jetzt in voller Knospe, ist dafür aber kerngesund: Der rigorose Gartengemahl, der noch Ende Juni die Staude komplett auf halbe Wadenhöhe heruntergenommen hatte und sich mein Gezeter anhören musste („so spät, so tief, so trocken, der wird uns vor Mehltau eingehen“), sieht sich als Phloxflüsterer und wahrer Wetterversteher.
Tatsache ist, dass der Phlox durch die vielen Niederschläge sehr üppig und gesund herangewachsen ist, auch die vorher so mickrigen Staudensonnenblumen geben Gas. Das tun übrigens auch die Schnecken. Deren sprichwörtliche Langsamkeit bezieht sich leider nur auf die Fortbewegung, nicht jedoch auf Fortpflanzung und Fortfressung von allem mir besonders am Herzen liegenden Grün. An den Dahlien, bei denen ich lehrbuchmäßig pro Pflanze nicht mehr als fünf Triebe hatte stehen lassen, haben sich die Schnecken jedenfalls großzügig bedient. Anscheinend war ihnen meine Aktion ein schlechtes Vorbild. Unsere Dahlienblüte verschiebt sich wohl auf Ende des Monats – ich werde berichten.
Was steht an im Hochsommer?
In jedes Wochenende starte ich klassisch mit Rasenmähen. Der regelmäßige Schnitt ist für die Gräser und zur Bekämpfung von Unkraut enorm wichtig, außerdem liebe ich den Anblick eines kuscheligen grünen Teppichs. Dann gehe ich durch die Beete, zupfe hier, reguliere da. Die letzten Wochen standen im Zeichen des Rückschnitts von Frauenmantel, Katzenminze, Geranium. Auch die Rosen Königin von Dänemark
und Versicolor wurden nach der tollen Blüte und den Fotoshootings für die Beiträge rigoros bis auf ein paar diesjährige Triebe heruntergenommen. Das mache ich regelmäßig, sodass die Gehölze vital und kleingartenkompatibel bleiben. Die Brombeeren legen wöchentlich ganze Meter zu, ich bleibe mit der Schere dran. Ackerwinde und Fünffingerkraut sind auch nicht gerade schüchtern. Ich rolle mit den Augen und trolle mich zwischen die Stauden, in die sich die Biester direkt hineindrehen. Sogar meine Staudenknöteriche strengen sich an, anstrengend zu werden: Ich musste sogar ein Stück Buchshecke ausgraben, weil ich die dicken Knöterichwurzeln anders nicht aus den deutlich zarteren des Buchs herausbekommen hätte.
Wichtiges „Werkzeug“: der Liegestuhl.
Wenn dann aber die Runde gedreht ist, kehrt die Ruhe des Hochsommers ein: Unter der noch immer blühenden Rose Nevada habe ich ein schönes Plätzchen im lichten Schatten und lasse die heißen Stunden des Tages dösend vergehen. Siesta – ein bisschen Urlaubsfeeling im Schrebergarten.
Eine Extraportion Aufmerksamkeit für Tomate, Pfirsich, Mangold.
Abends kehren die Lebensgeister zurück und es folgt der nächste Check: Die Tomaten bekommen regelmäßig Calciumdünger gegen die Blütenendfäule. Die Auberginentöpfe werden auf Schnecken unter den Töpfen inspiziert (die Fangquote ist immer hoch). Besonderes Augenmerk gilt auch den Pfirsichen: Trotz der Spätfröste und fleißiger Grünernte hängen die Früchte so üppig, dass die auch nach vier Standjahren noch dünnen Zweige abzubrechen drohen. Der Liebste stützt den am stärksten betroffenen Ast mit einer Latte ab und bindet die übrigen zusammen. Aktiv geworden ist er auch beim Mangold-Schutz. Der ist nämlich die Leibspeise unserer Spatzen-Gang. Wie im Rausch hackt die ihre Schnäbelchen in die buntstieligen Blätter. Nun schützt Spatzen-Hasendraht die letzten verbliebenen Pflanzen und der Gartengemahl hat dieses Ätschibätsch-Lächeln auf den Lippen.
Lecker im Salat: die Blüten des Bronzefenchels.
Zu Abend essen wir draußen und von der Hand in den Mund. Mein derzeitiges Lieblingskraut zum Würzen: die Blütendolden des Fenchels. Das zarte goldene Pulver verleiht ein frisch blumiges Sommeraroma, das aus einem schlichten Salat etwas Besonderes macht. Farblich gehört es zu den in den Spätsommer übergehenden Goldtönen – es blüht ja auch schon die erste Herbstanemone. Aber nein, dieses Wort hat hier noch nichts zu suchen. Genießen wir erstmal den Sommermonat August in vollen Zügen.
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