Leberblümchen: Tipps vom Experten Mister Hepatica
Ende März, zur Blütezeit der Leberblümchen, gleicht der Garten von Andreas Händel, in Fachkreisen als „Mister Hepatica“ bekannt, einem blau-rosa Meer. Wie er zu dem Spitznamen gekommen ist und was es bei der Pflege von Hepatica nobilis und ihren Schwestern zu beachten gilt, hat er mir bei einem Besuch in seinem Garten erklärt.
Ende März zeigt sich, ob die Saat aufgegangen ist. Und von wem. Und wie. Gemeint ist das Leberblümchen Hepatica. Wenn für uns normalen Gartenmenschen das Gartenjahr mal gerade beginnt, ist es für den renommierten Züchter Andreas Händel, in Fachkreisen besser bekannt als „Mister Hepatica“, der Höhepunkt des Gartenjahres. Dann findet man ihn in seinem Garten im brandenburgischen Ketzin auf den Knien oder gar bäuchlings seine Leberblümchen inspizieren.
Andreas hat es ganz bewusst nach Ketzin verschlagen. Als er sich auf Immobiliensuche verschiedene Grundstücke ansah, war dieses das mit dem besten Boden: von gutem Wasserhaltevermögen und nährstoffreich. Perfekt für einen prominenter Züchter, der nicht nur für sich, sondern seine besonderen Pflanzen ein Zuhause suchte.
Dass Andreas ursprünglich aus Thüringen kommt, hört man noch leicht, die Leberblümchenliebe hat auch mit der Kindheit in der Natur zu tun, in der ihm die hübschen Blumen im Wald begegnet waren. Beruflich hatte es ihn dann als Gärtner nach Potsdam zum „Staudenpapst“ Karl Foerster verschlagen, heute ist er Dozent für die Gärtnerausbildung.
Wichtige Leberblümchen-Arten: von Hepatica nobilis, transsilvanica und Raritäten.
Das ungefüllte hellblaue Hepatica nobilis kommt bei uns in lichten Laub- und Mischwäldern vor uns steht unter Naturschutz. Der Name kommt von den dreilappigen Blättern, die an die menschliche Leber erinnern. Dieses wilde Leberblümchen hat auch einen hohen Gartenwert und ist im Handel erhältlich.
Durch züchterische Arbeit wie die von Andreas sind jedoch Sorten entstanden, die im Farbspektrum von blau, rosa bis weiß die kleinen feinen Unterschiede machen – sei es durch interessante Farbschattierungen, unterschiedliche Staubgefäße, üppige Blütenbüschel oder auch gefüllte Sorten. Gefüllte Blüten kommen bei Hepatica nobilis in der Natur nur sehr selten vor, denn die inneren Blütenblätter sind umgebildeten Staubgefäße, sodass die Pflanzen steril sind. Es braucht daher den Züchter für eine erfolgreiche Kinderstube.
Als Leberblümchen für Einsteiger bezeichnet Andreas das Siebenbürger Leberblümchen Hepatica transsylvanica. Auch ich habe ein weißblütiges in meinem Garten und erfreue mich daran, dass es mit seiner Wüchsigkeit von Jahr zu Jahr größer wird. Bienen lieben die Blüten, die mit den schmalen Blütenblättern fast an Gänseblümchen erinnern. Das Laub ist derber als das von nobilis, ich entferne es zu Blütenbeginn, damit die weißen Sternchen richtig strahlen können.
Andreas schätzt auch die Kreuzungen aus Hepatica nobilis x Hepatica transsylvanica. Diese Hybrid-Leberblümchen sind als Hepatica media bekannt. Unter ihnen gibt es sehr schöne Züchtungen, die noch erschwinglich und unkompliziert sind.
Vielleicht hast du schon einmal von Leberblümchen gehört, die so kostspielig wie ein Auto oder Brilliantschmuck sind: Wer der Sammelleidenschaft verfallen ist, begegnet irgendwann auch zwangsläufig dem japanischen Hepatica nobilis var. japonica. Von ihnen gibt es wahre Kunstwerke. Andreas ist dagegen absolut auf dem Teppich geblieben, wenngleich auch er einige edlere Leberblümchen wie die Hybridzüchtungen Hepatica x euroasiatica im Angebot hat.
Leberblümchen pflanzen und pflegen.
Als Waldbewohner sind Leberblümchen prädestiniert für die Unterpflanzung von Gehölzen. Im Frühjahr bekommen sie hier ausreichend Feuchtigkeit und Licht, um im Sommer zur Ruhe zu kommen.
Wo es ihnen zusagt und sie wenig gestört werden, bilden sie mit der Zeit kleine Teppiche. In Kombination mit anderen Frühlingsstauden wie Lenzrosen oder vorfrühlingsblühenden Blumenzwiebeln lassen sich schöne Kombinationen gestalten. Zauberhaft ist auch die Wirkung in Kombination mit Lerchensporn.
Wie bei Andreas gut zu beobachten, schätzen Leberblümchen einen humosen, eher kalkhaltigen und leicht lehmhaltigen Boden ohne Staunässe. Im Winter und Frühling brauchen sie Feuchtigkeit, im Sommer wollen sie trocken stehen. Wie für alle Waldbewohner ist es wichtig, dass das fallende Laub der Gehölze liegenbleiben darf. Das macht den Boden fruchtbar und schützt vor Austrocknung. Dünger ist dann bei einer natürlichen Mulchschicht nicht nötig, für meinen Berliner Sandboden empfiehlt Andreas jedoch Ringerdungpellets.
Für Amateure gibt es als Vermehrungsmöglichkeit die Teilung. Ältere Exemplare werden dazu in Stücke mit jeweils drei bis vier Knospen gebrochen. Da die Wurzeln leicht austrocknen, müssen sie sofort wieder eingepflanzt und gut eingeschlämmt werden.
Andreas empfiehlt jedoch, die Leberblümchen sich selbst zu überlassen und zu schauen, was passiert. Ich träume ja von Zufallssämlingen in herrlichstem Weiß-Blau…
Die Stauden direkt beim Züchter bestellen.
Ende März wird Ketzin normalerweise zur Pilgerstätte für Leberblümchen-Fans, denn dann laden Andreas und seine Frau zum Tag der offenen Tür. 2020 konnte der Pflanzenverkauf vor Ort leider nicht stattfinden, 2021 sind ebenfalls nur Einzeltermine möglich, Bestellungen können aber digital erfolgen, Andreas versendet dann*.
Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Dann freue ich mich wie immer über deinen Kommentar!
*Transparenzhinweis: Es ist mir eine Freude, Andreas ungefragt in dieser schweren Zeit, in der auch alle Pflanzenmärkte abgesagt sind, auf diese Weise zu unterstützen. Ein Honorar erhalte ich dafür nicht.