Zeit für Waldmeister! Duft zum Trinken: Rezepte für Bowle und Sirup
Der Mai hat begonnen, die Zeit von Waldmeisterbowle und -sirup ist in vollem Gange. Süße, duftige Kindheitserinnerungen in Rezepten eingefangen.
Waldmeister – dieser charismatische Geschmack. Ich liebe das zartgrüne Kraut mit den hübschen weißen Sternchenblüten. Aber huch, wenn die erscheinen, muss ich mich schon ranhalten mit der Ernte. Waldmeister hat Saison von Ende April bis Anfang Juni. Ich verbinde Waldmeister mit Erdbeertörtchen und Schlagsahne, dabei werden die eigenen Erdbeeren aus dem Garten deutlich später reif. Aber das Schönste am Waldmeister ist sein Parfum. Schließ jetzt mal die Augen und stell dir seinen Duft vor. So ähnlich wie der Duft frisch gemähter Sommerwiesen macht er mich augenblicklich glücklich. Intensiv glücklich. Das Cumarin darin löst diese Gefühle aus. Cumarin* ist ein aromatischer sekundärer Pflanzenstoff mit diesem eigentümlich angenehm-würzigen Geruch.
Waldmeisterwein oder -bowle selber machen.
Ich verwende Waldmeister als Bowle oder, wie meist, einfach nur als Wein-Parfumeur. Das geht schneller und ist feierabendalltagstauglich. Dazu nehme ich einen gekühlten trockenen, fruchtigen Weißwein, hänge eine handvoll angetrockneten (!) Waldmeister für 20 Minuten kopfüber hinein und kann dann schon genießen. Meist verfeinere ich aber noch mit einem kleinen Schuss Rosen- oder Pfirsichsirup. Eine Erdbeere im Glas ist auch noch hübsch.
Für die klassische Maibowle ist das Prinzip identisch: Du nimmst zwei Bund Waldmeister, bündelst sie und lässt sie anwelken (immer am besten am Vortag). In ein Bowlegefäß kommen zwei Liter gekühlter, trockener Weißwein. Den Waldmeister lässt du darin wieder 20 Minuten ziehen. Anschließend wird mit einem Liter gekühltem, trockenen Sekt aufgegossen.
Rezept Waldmeistersirup.
Hast du Nachwuchs und willst ihm schöne Erinnerungen an die Kindheit bescheren: Koche Waldmeistersirup! Dazu brauchst du 30 Gramm Waldmeisterblätter, 0,5 l Wasser, 200 Gramm Zucker und eine Bio-Zitrone.
Die frischen Waldmeisterstängel wasche ich nur, wenn sie wirklich verdreckt sind, sonst reicht es, sie auszuschütteln. Wichtig ist, dass du vor dem Trocknen die Blätter abzupfst. Von Biologin und Kräuterfrau Simone habe ich nämlich gelernt, dass Kräuter ihre Inhaltsstoffe sofort in die Stiele „retten“, sobald sie gepflückt werden (so ähnlich wie Bäume im Herbst alles aus den Bättern ziehen und im Holz einlagern).
Du lässt die Blättchen dann einen Tag antrocknen, damit sie ihr volles Aroma entfalten können. Wasser und Zucker bringst du zum Kochen, bis nach etwa zehn Minuten ein klarer Sirup entsteht. Dann kommen die Waldmeisterblätter und die Zitronenscheiben hinzu. Alles muss mindestens einen Tag ziehen.
Den Sirup abseihen, noch einmal aufkochen und in keimfreie, saubere Flaschen füllen. Du solltest ihn innerhalb eines halben Jahres aufbrauchen. Aber ich bin sicher: Der hält nicht so lange, wenn deine Kids den Sirup einmal entdeckt haben.
Waldmeister als genügsame Schattenpflanze im Garten.
Waldmeister Galium odoratum ist ein Schattengewächs und hauptsächlich in heimischen Laubwäldern zu finden. Bei mir im Garten bedeckt er die Fläche unter einer Forsythie und kuschelt sich an Leberblümchen und Vorfrühlingsalpenveilchen. Die hellgrünen Blätter stehen in Quirlen zusammen und sind elegant länglich-lanzettlich. Waldmeister hat hübsche weiße Blüten, die in Dolden zusammenstehen. Hat der Waldmeister genügend Feuchtigkeit (und die will er), macht er sich mit seinen unterirdisch kriechenden Rhizomen auf den Weg in die Nachbarschaft. Da bei uns aber nach der Forsythie sonnige Beetbereiche anfangen, hatten wir noch nie Probleme damit, ihn im Zaun zu halten.
*Ein Wort zum Cumarin.
Waldmeister enhält wie Estragon, Klee und verschiedene Gräser Cumaringlykosid, das beim Trocknen Cumarin abspaltet. Der Genuss geringer Mengen gilt als anregend, der häufige Verzehr von Cumarin jedoch als leberschädigend. Insbesondere Zimt enthält sehr viel Cumarin, sodass ich schon gelesen habe, dass der klassische Zimtstern kein Gebäck für kleine Kinder sein soll – hättest du das gedacht? Bei der Zubereitung von Getränken mit Waldmeister – wie die Waldmeisterbowle mit frischem Waldmeister – sollen maximal 3 Gramm frisches Kraut pro Liter Getränk eingesetzt werden, was etwa zwei bis drei Pflanzen entspricht. Zu viel frischer Waldmeister kann neben Leberproblemen auch unmittelbar Kopfschmerzen hervorrufen. Zum Glück ist ja aber die Saison so kurz, dass dann und wann ein Gläschen auf mich einfach nur belebend wirkt.
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