Gartenreportage: Der Traum vom Leben am Wasser
Für die Einen ist eine neue Gartenpflanze der Margeritentopf vom Wochenmarkt. Für Klaus ist es eher ein Urweltmammutbaum. „Think big“ ist seine Devise und so war ich letzten Sommer sehr gespannt auf meinen Besuch in seinem Garten. Gesehen hatte ich das etwas verlotterte Anwesen, bevor er es vor Jahren kaufte, und nun würde ich erleben können, was er in über einem Jahrzehnt aus dem 7.000 Quadratmer großen Wassergrundstück gezaubert hatte. Ich wurde nicht enttäuscht.
Beeindruckende Immobilien hatten es Klaus schon immer angetan. Er war Besitzer einer Gründerzeitvilla in Westend, eines Anwesens in Südfrankreich, des Fontane-Schlosses Schloss Hoppenrade. Aber es blieb der Traum von einem Haus mit Garten am Wasser, der schließlich am Rande Berlins Wirklichkeit wurde.
Das Grundstück ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Da ist zunächst die anspruchsvolle Topografie, denn hinter dem Haus fällt der sehr große Garten Richtung Havel steil ab. Der Boden ist sandig und wenig fruchtbar, zum Glück lässt sich das Grundstück mit Wasser aus der Havel bewässern. Alte Kiefern äppeln sekündlich große Mengen Zapfen auf die Rasenfläche. Und vor Klaus waren hier nicht nur Giersch, Wilder Wein und andere vitale Pflanzenvertreter zu Hause, auch tierische Besucher wie Wildschwein und Biber schauen gern vorbei.
Klaus Herangehensweise ist von Langmut und Beharrlichkeit geprägt. Wer allein (mit seltener Hilfe seines langjährigen Gärtners Franz) einen so großen Garten pflegt, muss sich von seinem Hang zur Perfektion verabschieden, und Stück für Stück vorgehen, um nicht irre zu werden.
Eine parkähnliche Gartengestaltung.
Der Garten rund ums Haus.
Die Gestaltung des Gartens beginnt mit einer blütenreichen Bepflanzung direkt am Haus, die das Gebäude in die Umgebung einbindet und den süßen Duft von Geißblatt und Rosen in die Räume trägt (das Makro-Foto zeigt die Persische Rose ‚Allisar Princess of Poenicia‘).
Ein von Gehölzen eingerahmter Rasen.
Hinter dem Haus, auf derselben Ebene, befindet sich als eine Art Pleasure Ground eine Rasenfläche, auf der die Kinder Fußball spielen konnten, es sich mit Freunden gemütlich feiern und der Blick hinunter auf die Havel genießen lässt – zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter.
Klaus bevorzugt einen Blumenrasen und mäht nur partiell. Vor jedem Schnitt müssen die zahlreichen Kienäppel entfernt werden, zu deren Entsorgung Klaus einen ganz einfachen Tipp hat: die braune Biotonne. Sie lässt sich überall dorthin rollen, wo sie gebraucht wird, und die Gebühren sind vergleichsweise gering. (Einen Artikel zu Kompost und Biotonne findest du hier.)
Besondere Bäume und Sträucher: Schwerpunkt Gehölze.
Die parkähnliche Atmosphäre entsteht durch beeindruckende Gehölze, die das gesamte Grundstück säumen. Eine Führung mit Klaus offenbart Pflanzenschätze wie den Taschentuchbaum Davidia involucrata, auf deren erste weiße „Tücher“ er lange gewartet hatte, und Tulpenbaum. Liriodendron tulipifera ist ein Magnoliengewächs, das im Juni in schönster Blüte stand.
Schöne Details.
Was man klassisch unter „Deko“ versteht, gibt es in diesem Garten nicht, die Hauptrolle spielen die Pflanzen. Gleichwohl wäre Klaus nicht Klaus, wenn sich nicht alles Funktionale durch besondere Formschönheit auszeichnen würde. Zum Beispiel wachen steinerne Löwen an der Granittreppe, die Holzbänke und Stühle haben eine Qualität für die Ewigkeit. Besonders mochte ich die Sitzgruppe mit herrlichem Blick über das Wasser. Die beiden Bäume links und rechts sollen zusammengenommen einmal einen grünen Bogen über dem Plätzchen bilden.
Hangbefestigung mit Mauern und Stauden.
Wer vom Wasser Richtung Haus blickt, kann das Gebäude kaum noch sehen, so steil geht es hinunter. Den Hang hat Klaus mit rebusten, bodendeckenden und nahezu immergrünen Stauden befestigt, dies sind u.a. Storchschnäbel Geranium, Walderdbeeren Fragaria Vesca und Elfenblume Epimedium. Hier und dort haben sich weiße Fingerhüte Digitalis ausgesät und der Bärenklau Akanthus zeigt sich mit seinen charakteristischen Blättern und Blüten.
Natürlichkeit am Havelufer.
Zur Havel hin geht der Garten in eine Streuobstwiese über, um direkt am Wasser nochmal einen ganz anderen, sehr natürlichen Charakter anzunehmen. An kalten Tagen genießt Klaus die Aussicht vom Bootshaus aus.
Ich freue mich sehr für Klaus, dass er hier seinen Traum leben kann. Und zolle Respekt für die Gestaltung und Pflege dieses großartigen Ortes.